Draußenspiel und Nachhaltigkeit

Draußenspiel stärkt Kinder für ihr zukünftiges Leben in einer Welt, die sich stetig – und nicht nur zum Positiven- verändert. Gesundheit, Selbstständigkeit, Realismus und Optimismus sowie weniger Abhängigkeit von Konsum sind wichtige Voraussetzungen, um die Herausforderungen von morgen bestehen zu können.

Was bedeutet eigentlich „Nachhaltigkeit“? Nachhaltigkeit bedeutet nach einer Definition der UN, dass wirtschaftliche und soziale Beziehungen, die Nutzung von Ressourcen und die Eingriffe in die natürliche Umwelt erstens so zu gestalten sind, dass die Bedürfnisse der jetzt lebenden Menschen erfüllt werden und zweitens dass auch zukünftige Generationen ihre Bedürfnisse befriedigen können.

Zum ersten Punkt: Die Bedürfnisse jetzt lebender Kinder, zum Beispiel nach ausreichender Nahrung, Bildung, Schutz vor Gewalt und eben ihr Recht auf Spiel, die in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben sind, werden heute vielfach nicht beachtet.

Zum zweiten Punkt: Die Möglichkeit, die Bedürfnisse zukünftiger Generationen zu befriedigen, werden massiv eingeschränkt durch die heutige Nutzung von Ressourcen, die einen für die meisten Regionen ungünstigen Klimawandel hervorruft, die zum Ackerbau nötigen Böden schädigt und in großem Ausmaß das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten zur Folge hat. Und nach wie vor steigt die Weltbevölkerung an.

Die heutigen Kinder werden also in einer Welt leben, in der sie mit den verbliebenen Ressourcen intelligenter umgehen müssen, sie mit vielen anderen, die ebenfalls am Wohlstand teilhaben wollen, teilen müssen.

Draußenspiel stärkt wesentliche Kompetenzen, die zukünftige Erwachsene in einer sich verändernden Welt benötigen:

  • Körperliche, geistige und seelische Gesundheit durch ausreichende körperliche Bewegung, genug Raum zur Selbstentfaltung und zur Verarbeitung von Lerninhalten.
  • Realitätssinn und Optimismus durch die selbsttätige Auseinandersetzung mit der Umgebung und sich selbst. Dies lässt sie die Erfahrung machen, selbst etwas bewirken zu können und sich selbst, ihre Grenzen zu kennen und diese Grenzen verschieben zu können.
  • Kreativität und Unabhängigkeit von vorgegebenen Konsumgewohnheiten. Wer kreativ ist, kann sich auf wechselnde Gegebenheiten einstellen, Veränderungen meistern und ist weniger abhängig von Konsummoden.
  • Naturerfahrungen durch selbstständige Begegnungen mit Tieren, Pflanzen, Erde und Wasser in ihrer natürlichen Umgebung. Eigene Erlebnisse bewirken ein emotionales Verhältnis zur Natur. Eine persönliche Bindung an die natürliche Umwelt ist die beste Voraussetzung, um ein Bewusstsein für die Schutzwürdigkeit der natürlichen Ressourcen entwickeln zu können. Sauberes Trinkwasser, gesunde Nahrung und saubere Atemluft entstehen in der realen Welt und nicht in der digitalen.

Städte und Gemeinden, in der Nachhaltigkeit im Alltag gelebt werden kann, sind kleinräumig angelegt. Sie bieten Raum für Fahrräder und Fußgänger, für kurze Wege zur Arbeit, zum Einkaufen, zu Schulen und Kitas, für eine Mischung von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Generationen, für viele Grünflächen und so auch viele Gelegenheiten zum Draußenspiel.

Zum Weiterlesen

Christiane Richard-Elsner, Draußen spielen, Beltz Juventa 2017.

 

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