Wildnis für Kinder
Die in Herne und Bochum tätige Biologische Station Östliches Ruhrgebiet bemüht sich mit ihrem Projekt „Wildnis für Kinder" um quartiernahe Naturerfahrungsräume im städtischen Ballungsraum. Die Pilotwildnis „Beiengelände" in Herne Mitte ist im Juni 2012 gestartet. In Bochum sollen bis 2016 weitere sechs Projektflächen realisiert werden.
Worum geht es?
Die Biologische Station Östliches Ruhrgebiet ist eine Einrichtung für Naturschutz in den Großstädten Herne und Bochum. Der wachsenden Naturentfremdung unter Kinder entgegen zu wirken ist eines ihrer Ziele. Dazu entwickelt und gestaltet sie unter dem Begriff „Wildnis für Kinder" Naturerfahrungsräume für die Altersgruppe der 7-12-Jährigen.
Dort ist ihnen ausdrücklich erlaubt, z.B. einen Ast abzuknicken oder eine Heuschrecke zu fangen. Die Kinder profitieren vielfältig: Abwechslungsreiche Natur bietet in idealer Weise das Wechselspiel zwischen Vertrautem und Neuem für eine gesunde Entwicklung. Völlig beiläufig trainieren sie motorische Fähigkeiten und soziale Kompetenzen.
Wie wurden die Flächen ausgesucht?
Die Flächen sollten maximal 300m von den Wohnquartieren entfernt liegen. Wichtig sind Kernbereiche, in denen sich Kinder unbeobachtet fühlen, und attraktive Strukturen, die Lust auf das Spielen in der Natur machen. Während sich in Herne das „Beiengelände" direkt neben der Biologischen Station aufdrängte, war die Herangehensweise in Bochum sehr systematisch.
Die Biologische Station ermittelte im Rahmen einer stadtweiten Kartierung zunächst 40 in Frage kommenden Areale. Flächem mit Altlasten und ungünstigen Eigentumsverhältnissen wurden aussortiert. Schließlich wurde für jeden Stadtbezirk eine "Wildnis für Kinder" definiert.
Wie können "Wildnis für Kinder"-Flächen attraktiv gemacht werden?
- Gestaltungsmaßnahmen: Pflanzungen, Freistellen von Aktionsräumen, Geländemodellierung (Hügel, Mulden, Geländesprünge etc.), Matschbereiche,
- Sicherheitmaßnahmen: Abgrenzung gegen Gefahrenzonen durch Zaunanlagen
- Maßnahmen zur Akzeptanzbildung (bei Eltern, Anwohnern, Hundehaltern, etc.) durch geeignete Öffentlichkeitsarbeit und einem intensiven Kommunikationsprozess.
- Netzwerkaufbau zum Gewinn von Kooperationspartnern und Multiplikatoren (Schulen, Kindergärten, Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, städtische Stellen u.s.w.)
- Naturerlebnisprogramme, mit denen in der Anfangsphase die Wildnis für Kinder weiter bekannt gemacht wird.
Wie wurden die Kosten finanziert?
Die Sachkosten der bisherigen Projekte finanziert die Nordrhein-Westfalenstiftung „Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege. Die Kosten für den Personalaufwand der Biologischen Station als Projektträgerin können von der NRW-Stiftung nicht gefördert werden. Zum Teil gelang es, dafür eine zweite Stiftung zu gewinnen.
Aufgaben der Kommune
Es braucht die klare und vertraglich mit dem Projektträger vereinbarte Unterstützung durch die Kommune. Sie ist Eigentümerin der Projektflächen und bleibt verantwortlich für deren Unterhaltung. Dabei ist der Pflegebedarf insgesamt gering, z. B. das Freistellen der Aktionsbereiche von wuchernden Brombeeren.
Die Haftung für die Projektflächen trägt weiterhin die Kommune. Da die Flächen aber ihren Status einer öffentlichen Grünfläche beibehalten können, entstehen keine zusätzlichen Risiken. Neu ist lediglich, dass Naturerfahrung für Kinder Vorrang vor anderen Funktionen hat und mit all seinen Facetten ausdrücklich erlaubt ist.
Patenschaften
Hilfreich sind Patenschaften für die "Wildnis für Kinder"-Flächen, die am leichtesten im Laufe des Kommunikationsprozesses mit Eltern und Anwohnern entstehen. Paten halten die Wildnis für Kinder im Auge und geben beobachtete Störungen weiter.
Autor: Jürgen Heuser, Biologische Station Östliches Ruhrgebiet , Wildnis für Kinder
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