Arbeitskreis Naturerfahrungsräume
Die Natur bietet ideale Gelegenheiten für das Draußenspielen von Kindern - auch in der Stadt. Aber solche Räume müssen mit Hilfe der kommunalen Bauleitplanung vor anderen Nutzungsansprüchen gesichert werden. Um eine spielerisch erlebbare Natur in der Stadt besser erhalten und auch neu entwickeln zu können, gibt es eine eigene Flächenkategorie: die Städtischen Naturerfahrungsräume (NERäume).
Was sind NERäume? Das sind naturnahe („wilde") Flächen, auf denen sich die Tier- und Pflanzenwelt frei (weitgehend ungestaltet, nur mit sehr zurückhaltender Pflege) entwickelt und wo ältere Kinder frei (ohne Anleitung und Kontrolle) spielen können. NERäume sind Wohngebieten direkt zugeordnet, damit sie von Kindern leicht und gefahrlos erreichbar sind. Ein NERaum muss groß genug sein (mindestens ein Hektar, also 100 mal 100 m), damit sich die Kinder „in der Natur" fühlen können, also die gebaute oder intensiv gestaltete Umgebung mit ihren optischen und akustischen Störeinflüssen auf Distanz gehalten wird.
Welche Flächen eignen sich? Ein NERaum wird entweder aus Flächen mit naturferner Nutzung (Acker, Intensivgründland, Rasen) entwickelt oder eine bestehende naturnahe Brachfläche wird planerisch festgelegt als Spielraum im Charakter eines NERaumes.
NERäume reizen zum Draußenspielen. Sofern die naturnahe Fläche (etwa eine ebene Wiese) zu monoton ist, um für das Spiel der Kinder (ab ca. 7 Jahren) attraktiv genug zu sein, kann in einer einmaligen Aktion eine interessante Ausgangssituation geschaffen werden: auf Teilflächen wird mit einem Baggereinsatz eine bewegte Geländeform ( "Naturspielberge") hergestellt und/ oder es wird ein Wasserbereich angelegt (z.B. durch Öffnung eines unterirdisch verrohrten Baches).
Was ist das Besondere? Kinder können in NERäumen ungestört und eigenständig die natürlichen Prozesse erleben und in ihr Spiel einbeziehen. Darin unterscheiden sich NERäume von pädagogisch betreuten Abenteuerspielplätzen und von mit Verboten belegten Naturschutzflächen. NERäume sind auch nicht zu verwechseln mit naturfernen Spielräumen, die mit natürlichen Materialien gestaltet sind und nur kleine naturbelassene Flächen aufweisen.
NERäume wirken der bereits weit fortgeschrittenen Entfremdung der Kinder von Natur entgegen. Kinder lernen, sich aufmerksam in der Natur zu bewegen. So genannte „versteckte Gefahren", die ältere Kinder überfordern, sind zu vermeiden. Das Spielen in der Natur erhöht die Risikokompetenz, etwa das Klettern auf Bäume. Die alltägliche Begegnung mit Natur fördert eine körperlich und seelisch gesunde Entwicklung unserer Kinder.
SCHEMEL, H.J. / WILKE, T. (2008): Kinder und Natur in der Stadt. Untertitel: Spielraum Natur – Ein Handbuch für Kommunalpolitiker, Planer sowie Eltern und Agenda-21-Initiativen. BfN-Skripten 230 (272 Seiten bebildert)
Autor: Dr. Hans-Joachim Schemel, Stadtplaner und Landschaftsarchitekt, Büro für Umweltforschung und Stadtentwicklung, Sprecher des bundesweiten Arbeitskreises Städtische Naturerfahrungsräume, siehe www.naturerfahrungsraum.de
Autor: Hans-Joachim Schemel, www.naturerfahrungsraum.de
Weiterführende Literatur
Stopka, Irma; Rank, Sandra (2013): Naturerfahrungsräume in Großstädten. Wege zur Etablierung im öffentlichen Freiraum (BfN Skripten, 345). Download aus dem Internet möglich.
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